Montag, 23. Oktober 2017

Gladiatoren im Norden Englands



Während es ja am deutschen Limes Spuren von hölzernen Amphitheatern gibt (siehe meinen Blogeintrag „Militärische Amphitheater“), so scheint man bisher keine Überreste davon am Hadrianswall gefunden zu haben. Dass es aber auch Gladiatorenfans im Norden der Provinz Britannia gegeben hat, zeigen Funde aus Vindolanda, einem Fort ca. eine Meile südlich vom Wall. Der leider nicht ganz vollständig erhaltene Glasbecher mit Gladiatorenmotiv stammt von einer Glasbläserei aus Köln und hat den weiten Weg bis an die nördliche Grenze des Imperiums gefunden. 





Und während der Grabungssaison 2017 traten auch Scherben von Terra Sigillata mit Gladiatorenmotiv zutage.

 




In der großen Legionsstadt Eboracum (das heutige York) gibt es natürlich viel mehr Terra Sigillata als in den Forts am Hadrianswall. Und hier hat man ebenfalls Gladiatoren als Dekor für Schüsseln gehabt:


Aber in Eboracum scheinen auch Gladiatoren gewesen zu sein, auch wenn man bis heute keine Spuren eines Amphitheaters gefunden hat (wie bei den großen Legionsstandorten Köln und Mainz auch), obwohl so eine große Stadt mit Legionslager und der dazugehörigen Zivilsiedlung definitiv mit typisch Römischen Gebäuden wie Therme, Theater und Amphitheater ausgestattet war. Es ist ein Friedhof gefunden worden, von dem angenommen wird, dass die dort Bestatteten Gladiatoren waren. Hierzu gibt es eine TV-Dokumentation, in der es aber für mich unglaubwürdig klingt, dass es wirklich Gladiatoren waren. Selbst das Museum widerspricht sich in der Erklärung zu nachfolgendem Fundstück, wenn geschrieben wird, dass einige Knochen Bissspuren von großen Raubtieren wie Tiger, Löwe oder Bär aufweisen. Dieses ist aber ein Hinweis auf Tierkämpfer oder zum Tode durch wilde Tiere verurteilte Verbrecher. Leider konnte ich keine wissenschaftliche Publikation zu diesem Friedhof finden.

Das Fundstück, welches einem Gladiator zugeschrieben wird, ist dieses knöcherne Täfelchen, welches als Glücksbringer gedient haben soll:

Der Text übersetzt sich wie folgt: „Lord Victor, may you have a lucky win“ (Herr Victor, mögest Du einen glücklichen Sieg haben).

Das Basistraining von Gladiatoren und Soldaten war sehr ähnlich, nämlich mit Schild und Holzschwert Übungen gegen den palus machen, einen ca. 2m hohen Pfahl. Diese Übung schulte das Gefühl für den richtigen Abstand (die Mensur), aber sie stärkte auch die Ausdauer und die Kraft. Man hat nur sehr wenig Holzschwerter gefunden, mir war bis dato nur die sica (Krummschwert des Thraex) aus Bergkamen-Oberaden bekannt. Aber in Carlisle im Tullie House Museum gibt es so ein hölzernes Trainingsschwert zu sehen, allerdings aus einem militärischen Kontext, da es im Militärlager gefunden wurde:



Dass es aber auch Spielzeugschwerter und -dolche gab, zeigen Funde aus Vindolanda:



Aber ob die Kinder damit Soldat oder Gladiator gespielt haben, ist nicht bekannt.:-)